


Durch die Entdeckung des „Wunderblutes“ entwickelte sich Wilsnack schnell zu einem der bedeutendsten nordeuropäischen Wallfahrtsorte. Das städtische Recht erhielt Wilsnack im Jahre 1513. Nach der Zerstörung der Hostien durch einen evangelischen Geistlichen im Jahre 1552 fiel die Stadt allmählich in die Bedeutungslosigkeit eines Ackerbürgerstädtchens zurück. Mit der Entdeckung des Moores im Jahre 1906 entwickelte sich Wilsnack zu einem modernen Kurort. Seit 1929 darf die Stadt den offiziellen Titel „Bad“ Wilsnack führen.
1383
Ersturkundliche Erwähnung der Stadt
1383
1384
Beginn des Baues der „Wunderblutkirche“
1471
Wilsnack erhält das Recht, städtische Gerichtsbarkeit auszuüben
1471
1473
Fürstentage finden in Wilsnack statt
1513
Verleihung städtischer Rechte
1513
1552
Ende der „Wunderblutlegende“
1558
Feuersbrünste und Seuchen wüten in der Stadt
1558
1560
Das Prälatenhaus und die Plattenburg werden an die Barone von Saldern verkauft
1690
Große Brände zerstören bis auf drei Gebäude die Stadt
1690
1754
Durch Kabinettsordnung Friedrich des Großen wird das Recht, zu rädern, hängen und köpfen zu lassen, aufgehoben und der Galgen abgeschafft
1787
Dr. Wilhelm Harnisch, ein bedeutender Pädagoge, wird in Wilsnack geboren
1787
1817-1818
Bau und Eröffnung des Rathauses
1846
Einweihung Bahnlinie Berlin – Hamburg
1846
1894
Gründung der Freiwilligen Feuerwehr
1906
Entdeckung der eisenoxidhaltigen Moorerde durch den Stadtförster Zimmermann
1906
1907
In Wilsnack wird eine Moorbadeanstalt eingerichtet
1911
Einweihung des neuen Schulgebäudes in der Jahnstraße
1911
1929
Wilsnack darf sich als Kurstadt „Bad“ Wilsnack nennen
1945
Gründung der Cleo Schreibgeräte GmbH
1945
1976
Ein Brand vernichtet das Prälatenhaus
1980
Beginn des Schulneubaus in der Dr.-Wilhelm-Harnisch-Straße
1980
1995
Inbetriebnahme der Betriebsstätte „Haus Arbeitssicherheit“
1996
Die Bohrung nach Thermalwasser erfolgt
1996
1997
Erfolgreiche Bohrung – Thermalsole - 2. Heilmittel
1999
Aufnahme der Stadt Bad Wilsnack in das Gesunde Städte-Netzwerk der Bundesrepublik Deutschland
1999
02. Januar 2000
Einweihung & Eröffnung der Kristalltherme in Bad Wilsnack
2000
Fertigstellung des Thermalbades mit großzügiger Saunalandschaft
2000
26. Januar 2001
Einweihung der Karthanehalle
2001
Errichtung des Multifunktionalen Zentrums für Tourismus und Kultur "Karthanehalle"
2001
2003
Dauerhafte staatliche Anerkennung als „Thermalsole- und Moorheilbad"
2004
Auszeichnung als "Kommune des Jahres 2004"
2004
2008
offizielle Eröffnung des Karthaneparks
2015
Wiedereröffnung des Bahnhofs als "Bahnhofsquartier"
2015
In der Lindenstraße 9 in Bad Wilsnack hängt eine Tafel mit der Inschrift:
"Hier wurde Dr. Wilhelm Harnisch am 28. August 1787 geboren."
Christian Wilhelm Harnisch war einer der bedeutendsten Führer auf dem Gebiet der Pädagogik am Anfang des 19. Jahrhunderts.
1806 fungierte er als deutsch-französischer Dolmetscher zwischen dem Bürgermeister Wilsnacks und den französischen Besetzern.
1808 lernte Harnisch den Begründer und Schöpfer des deutschen Turnens Ludwig Jahn kennen. Beide Männer verband eine jahrelange Freundschaft. Beide setzten die Ideen Pestalozzis in die Tat um. Sie halfen, aus der "Dressuranstalt der alten Schule" eine neue Erziehungsschule zu schaffen.
Am 15. August 1864 starb Dr. Wilhelm Harnisch in Berlin.
Matthäus Ludecus wurde am 21. September 1517 als Sohn des Bürgers Matthäus Lüdtke und dessen Frau Anna, geb. Vick, in Wilsnack geboren.
Nach dem frühen Tod seiner Eltern und dem Besuch verschiedener Schulen fand er eine Anstellung als Hauslehrer und später in der bischöflichen Kanzlei in Wittstock. Nach einem ersten, 1548 begonnenen Studium in Frankfurt (Oder) war er seit Ostern 1550 für vier Jahre als Schreiber des Prignitzer Landeshauptmanns Curt von Rohr tätig. Ein Stipendium des Lüneburger Rates ermöglichte ihm ein abermaliges Studium bei dem Juristen Hieronymus Schurff in Frankfurt (Oder). Gleichzeitig (1554) erhielt er als "Canonicus absens" ein Domherrenpfründe in Havelberg.
Von Oktober 1556 bis 1560 war er als Stadtschreiber (Syndikus) in Prenzlau beschäftigt. 1558 heiratete er die Perleberger Bürgerstochter Anna Daniels. Aus dieser Ehe gingen fünf Söhne und zwei Töchter hervor (Matthäus, Markus, Lukas, Johannes, Ernst, Anna, Blandina). Von 1560 bis 1580 fungierte er als Landsteuereinnehmer für die Prignitz. Seit Mai 1562 resdierte er als Domherr in Havelberg und wurde 1573 zum Dechanten des Domkapitels gewählt.
Ludecus verewigte sich unter anderem durch zwei Stiftungen, 1585 für Arme in Wilsnack und 1598 für Studenten in Perleberg. Besondere Bedeutung hat er durch zwei liturgische Werke (Missale und Vesperale et Matutinale) erlangt, die 1589 gedruckt wurden. Aus dem Missale hat sich der Gesang "Quem pastores laudavere" bis heute im Evangelischen Gesangbuch erhalten (EG 29). Schon 1586 legte er eine Quellensammlung zum Wilsnacker Wunderblut vor, der in der Geschichtsschreibung der Mark Brandenburg ein besonderer Rang zukommt. Ludecus starb am 12. November 1606 in Havelberg.
Text von Dr. Uwe Czubatynski (2017), zitiert mit freundlicher Genehmigung.
Am 21. Juni 1795 wurde Hansen in Wilsnack geboren. Nach abgeschlossener Lehre als Bierbrauer ging er auf Wanderschaft.
Seinen Kriegsdienst leistete er bei den Holländern. 1830 ließ er sich als Offizier der Armee der Königin - Regentin Christine, die für Isabella II. gegen Don Carlos den spanischen Königsthron verteidigte, anwerben. Durch Mut und Tapferkeit erwarb er sich hohe Auszeichnungen und damit Reichtum und Anerkennung. Er empfing einige Kriegsauszeichnungen während der holländischen und spanischen Dienstzeit und wurde mit dem höchsten Orden vom "Goldenen Vlies" ausgezeichnet.
Er heiratete eine Dame des spanischen Hochadels. Kurz darauf ernannte ihn die Regentin zum Grande von Spanien. Die Glanzzeit endete, als in seinem Haus Feinde der Regierung verkehrten. Es folgten Inhaftierung und der Tod seiner Frau. Er verlor sein gesamtes Vermögen. Nach der Entführung aus seiner Gefangenschaft trat er eine Fahrt als Fremdenlegionär für fünf Jahre nach Marokko an. Die Abenteuerlust führte ihn in den Bürgerkrieg nach Nordamerika, als Arbeiter auf Farmen, in Bergwerken und als Goldgräber.
1840 kehrte er nach Wilsnack zurück. Er arbeitete als Bahnarbeiter beim Bau der Berlin-Hamburger Eisenbahnstrecke. Durch seine Tüchtigkeit wurde er Bahnwärter. Vierzig Jahre lang war er im Dienste der Bahn. Er lebte in Glöwen in glücklicher Ehe.
Im Laufe der Jahre zeichneten ihn mehrfach Fürstlichkeiten aus, und er erhielt seine früheren spanischen Orden wieder zurück. Am 08. Februar 1882 wurde er in Wilsnack mit allen militärischen Ehren beigesetzt.
Friedrich Wilhelm Gustav Zimmermann wurde am 27. Februar 1841 geboren.
Am 1. Oktober 1872 wurde er als Stadtförster in Wilsnack angestellt.
Die Idee Zimmermanns, am Stammtisch vorgetragen, Wilsnack als Sommerfrische zu nutzen, wurde vom Bürgermeister Hamann aufgegriffen und mit Unterstützung der Bürgerschaft weitergeführt. Wilsnack sollte nicht allein Sommerfrische, sondern ein Luftkurort wegen seiner guten reinen Luft sein. Nun fehlte nur noch das Moor. Das aber hatte Zimmermann bereits bei seinem jagdlichen Umherstreifen im Revier am Rande Wilsnacks in den Karthanewiesen entdeckt.
Die Wirkung des Moores auf den menschlichen Körper kannte er schon durch frühere Behandlungen seiner Kriegsverletzungen in Langen-Schwalbach. Eine Untersuchung des Moores ergab einen Eisengehalt von 28,72 % und damit die Feststellung, dass es gutes Bademoor sei. So wurden neben den 35.000 Mark für ein Badehaus nochmals 20.000 Mark für den Bau einer Moorbadeanstalt bewilligt, aus der sich später das Rheuma-Sanatorium entwickelte.
Zimmermann wurde am 1. Oktober 1914 pensioniert und starb am 19. Dezember 1914.
Otto Bertl wurde am 21. September 1904 in Sosau geboren.
Er studierte von 1932 bis 1938 in Prag an der Akademie der bildenden Künste. Die Kriegswirren brachten ihn nach Bad Wilsnack, wo er von 1945 bis 1959 rastlos schöpferisch tätig war. Besonders widmete er sich der Erziehung des Nachwuchses.
Prof. Bertl verstarb am 04. September 1978 in Berlin-Friedrichshagen. In Bad Wilsnack erinnert ein Platz an der Havelberger Straße mit seiner Büste an sein Lebenswerk.
Vom Wallfahrtsort zum Thermalsole- und Moorheilbad, so könnte man mit wenigen Worten die interessante Entwicklung dieser kleinen Stadt, im nordwestlichsten Zipfel des Landes Brandenburg gelegen, umreißen.
Von ausgedehnten Wäldern hufeisenförmig umgeben, grenzt Bad Wilsnack an das Biosphärenreservat der Elbe. Ein Ort, dessen spannende Geschichte mit dem beeindruckenden Bauwerk der Wunderblutkirche und auch durch die Kureinrichtungen sichtbar wird. Launige Episoden zur Geschichte und zu interessanten Persönlichkeiten machen auf dieses Städtchen neugierig.
Bärbel Mann
ISBN-13: 978-3-945880-39-5
Nur ein Gedenkstein aus einem alten Grabmal erinnert heute noch daran, dass es in Bad Wilsnack eine kleine jüdische Gemeinde gab. Keine Namen, die Auskunft über jüdisches Leben in dem kleinen Prignitzstädtchen geben könnten.
Die Ansicht der ehemaligen Begräbnisstätte weckte Neugier, mehr über die hier Bestatteten und ihre Familien zu erfahren. In jahrelanger Forschungsarbeit gelang es, die Lebenswege der Familien Behrendt, Warschauer, Kirschstein, Saenger, Lewinsohn, Schweitzer, Selchow und ihrer Nachkommen aufzuzeigen.
Ein Stück Geschichte gegen das Vergessen.
Ulla Seeger, Anke Sengespeck
ISBN-10: 3-7481-7874-3
ISBN-13: 978-3-748-17874-3
Das "Heilige Blut von Wilsnack" drei Hostien, die nach einem Kirchenbrand 1383 blutig erschienen und vermeintlich Wunder wirkten war Ziel einer der größten Wallfahrtsbewegungen des Spätmittelalters.
Ob fromme Könige, reiselustige Adelige, um ihr Seelenheil besorgte Bürger oder zur Wallfahrt verurteilte Mörder: Sie alle pilgerten in die karge Mark Brandenburg, um dort eines der berühmtesten Kultobjekte Europas zu verehren.
Hartmut Kühne, Anne-Katrin Ziesak
ISBN-10: 3-7917-1969-6
ISBN-13: 978-3-7917-1969-6
Eigentlich wollten wir Ihnen hier eine kleine schnuckelige Dorfkirche vorstellen. Aber dann passierte ein Wunder und alle machten sich auf den Weg nach Wilsnack.
So fingen wir an, die größte Kirche Norddeutschlands zu bauen. Als ungefähr ein Drittel davon fertig war, kam uns Martin Luther dazwischen und die Bauarbeiter machten Feierabend. Nun hatten wir zwar nichts Halbes und nichts Ganzes- aber wenn Sie genau hinschauen, werden Sie zugeben müssen, dass sich allein wegen dieses Drittels der Weg nach Wilsnack bis heute lohnt.
Reinhard Jung
ISBN-13: 978-3-00-033306-4
Stadt- und Touristinformation Bad Wilsnack
Bahnhof 1
19336 Bad Wilsnack
Tel. 038791 - 2620